
Auf der Suche nach dem „Ich“ (2. Teil)
Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!
Johannes 8,32
Der Fragenbaum
Wenn sämtliche seelische Narben, alle tief verwurzelten, das Ureigene manipulierende und verzerrende Glaubenssätze, sowie sämtliche das Bewusstsein und das Verhalten geprägt und belastet habende „negative“ Erfahrungen und Gefühle (Angst, Wut, Zweifel, Traurigkeit, etc.) nicht vorhanden wären, was bliebe übrig oder käme zum Vorschein? Diese Fragestellung und die Suche nach einer umfassenden, wirklich konsistenten Antwort sind für die Suche nach meinem „Ich“, dem Kern und Zentrum meiner Individualität, von zentraler Bedeutung. Und gleichzeitig ergeben sich daraus weitere bedeutsame Fragen: Habe ich womöglich trotz all dieser schwerwiegenden und anscheinend dominanten Prägungen auch jetzt noch die vollständig freie und vollkommen unbegrenzte Wahl, wer und wie „ich“ sein und mein jetziges Leben gestalten und ausrichten möchte? Oder bilden sämtliche bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse eine Art begrenzendes Fundament, das meine Wahl-und Entscheidungsfreiheit am Ende doch einschränkt; auch weil ich als Mensch sowohl evolutionären, wie auch biologischen und womöglich auch kosmischen Gesetzen unterworfen bin? Sind es am Ende vielleicht doch „Schicksal“ und „Bestimmung“, die mein weiteres Sein und Werden, mein Befinden, meinen Lebensweg und meine Entscheidungen und Begegnungen unabänderlich beeinflussend lenken?
Je mehr ich mich auf diesen „Fragenbaum“ einlasse und mich ihm erstmals umfassend zuwende, desto kleinteiliger verästelt er sich und gebiert ständig neue, in unbekannte Tiefen führende Fragen: Welchen meiner Eigenschaften möchte ich künftig mehr Geltung, mehr Präsenz verschaffen? Was benötige ich an Eigenschaften, Qualitäten und „Zubehör“, um wirklich zufrieden und entspannt leben zu können? Welchen mich erfüllenden Tätigkeiten und Interessen möchte ich aus ganzem Herzen nachgehen? Was für Menschen möchte ich künftig um mich haben, um mit ihnen in einer stabilen, angstfreien und von gegenseitiger, echter Wertschätzung und gegenseitigem Interesse geprägten Verbindung zu sein? Die an dieser Stelle aufgeworfenen Fragen münden letztlich in einer Frage: Was tut mir gut?
Jenseits dieser zahlreichen, noch unbeantworteten Fragen kristallisieren sich allmählich eine Handvoll wiederkehrender Themen heraus, denen ich mich hauptsächlich in meinen Meditationen zuwende: Vergebung, Beziehungen, Stille, ganz zur Ruhe kommen und üben, mir aufmerksam zuzuhören.
Obwohl es so zahlreiche Fragen und Themen sind die mich zur Zeit beschäftigen und bisweilen auch überfluten, habe ich dabei trotzdem das sichere Empfinden, auf dem richtigen Weg zu sein. Denn seitdem ich dies tue, fühle ich mich wesentlich klarer, leichter und sicherer. Es ist das Empfinden, endlich meiner Wahrheit auf der Spur zu sein. Und das tut unendlich gut!
Danke! Immer wieder schön zu lesen, dass sich auch andere Menschen diese Fragen stellen!