Auf der Suche nach innerer Heilung: Wunschtraum oder Wirklichkeit?

Auf der Suche nach innerer Heilung: Wunschtraum oder Wirklichkeit?

8. Mai 2023 0 Von Eckhard Neuhoff

Ein für mich ganz zentrales Thema, das mich seit Jahren begleitet und sehr intensiv beschäftigt, ist das Thema „Heilung“. In ruhigen und besinnlichen Momenten versuche ich immer wieder für mich zu ergründen, was Heilung für mich eigentlich bedeutet und auf welche Weise sie mir zuteil werden kann. Und immer wieder gelange ich dabei an den Punkt, an dem ich mich voller Selbstzweifel frage, ob meine zahlreichen seelischen Wunden und Narben womöglich viel zu tief und zu lange schon vorhanden sind, als dass sie in diesem Leben tatsächlich geheilt werden können.

Doch was verbinde ich mit dem Begriff „Heilung“ in Bezug auf meine seelischen Traumata? Zu allererst ist ein ganz tief und innig erlebtes Gefühl von Sehnsucht nach andauerndem innerem Frieden in Bezug auf mich und mein Leben. Es ist eine Sehnsucht nach Ausgewogenheit – ohne Angst, ohne Unsicherheit und ohne seelischen Schmerz, die mich schon mein gesamtes bisheriges Leben begleiten und mich in so vielen Bereichen meines Lebens bis heute hemmen und blockieren. Und es ist eine ganz tiefe Sehnsucht nach innerer Heimat, einem inneren Zentrum, nach einem endlich Zuhause Ankommen und Zufrieden Sein in und mit mir; und damit nach einem inneren Zentrum und festem Fundament, aus dem heraus ich wirklich vollkommen frei, gelöst und unbeschwert agieren, Kommunizieren, entscheiden und mir Ziele setzen kann, die meinem Leben eine nur für mich geltende, dauerhafte innere Konsistenz, Sicherheit und Sinnhaftigkeit verleihen.

In den letzten Jahren habe ich Vieles ausprobiert um eine innere Haltung zu erlangen, aus der heraus ich meine Lebenssituation und mein so geworden Sein vollkommen akzeptieren und damit innerlich Frieden schließen kann. Ich habe mit Mantren gearbeitet und mit positiven Affirmationen, um meinen Geist „umzuprogrammieren“. Und ich habe mich in „Schattenarbeit“ versucht, um die verletzten Anteile in mir zu integrieren, sie auf diese Weise zu „heilen“. Doch nichts von all dem hat bei mir auf Dauer funktioniert. Stattdessen sind meine seelischen Narben und Wunden immer wieder aufs Neue mit Macht an die Oberfläche gedrängt, verbunden mit dem mir nur allzu bekannten Empfinden von Scham, Trauer, Scheitern und Versagen. Und das alles hat mich mit der Zeit unglaublich müde werden lassen – im Wortsinn „Lebens-müde“. Denn jedes einzelne Mal wieder von Vorn zu beginnen und erneut nach „dem richtigen Weg“ (vor allem ohne eine Vorstellung davon zu haben, wo und wie ich ihn finden kann) zu suchen, kostet mich ungeheuer viel Kraft und jedes Mal mehr innere Überwindung.

Meine markantesten „Symptome“, die mich am meisten in meiner inneren Entwicklung hemmen, sind wohl meine Ziel- und Wurzellosigkeit. Denn auf die Fragen, wer ich tatsächlich bin, wohin ich gehöre und was ich für mich und mein Leben wirklich möchte und auf welche Weise ich es erreichen kann, finde ich seit Anbeginn meines bewussten Lebens keine befriedigende oder gar erfüllende Antwort für mich. Stattdessen erfüllt mich diesbezüglich eine fast alle Bereiche meines Lebens umfassende, wie tiefgreifende Ungewissheit und innere Leere, die mich immer wieder verzweifeln lassen.

Was also bedeutet Heilung inmitten dieser äußerst komplexen und nur schwer zu fassenden Zusammenhänge für mich? In meinen Morgenmeditation versuche ich immer wieder, dieser Frage in der Tiefe nachzuspüren und eine klare Antwort zu bekommen. Doch auch hier sind die Antworten bisher und ungeachtet all meiner Bemühungen, äußerst vage und verschwommen geblieben.

Allerdings gibt es inmitten all dieser Ungewissheiten einen Fixpunkt, der mich noch immer hoffen lässt, nämlich die Erkenntnis, dass wir Menschen uns nur nach etwas sehnen können, das und bekannt und vertraut ist. Nur etwas, von dem ich eine konkrete, aus eigenem Erleben erschaffene Vorstellung und Erinnerung habe – und sei sie noch so vage -kann ich auch vermissen und wieder anstreben. Demnach sind Heilung, innere Balance und Seelenfrieden keine mir gänzlich unbekannte und abstrakte Wunschträume, sondern wann auch immer bereits erlebte und konkret erfahrene Realität. Doch auf welche Weise es mir gelingen kann und wird, daran wieder anzuknüpfen, bleibt einstweilen ein Mysterium.