Die Metta-Meditation: Selbst-Mitgefühl und Selbst-Fürsorge lernen

Die Metta-Meditation: Selbst-Mitgefühl und Selbst-Fürsorge lernen

13. November 2023 0 Von Eckhard Neuhoff
Möge ich glücklich sein!
Möge ich in Frieden leben!
Möge ich fröhlich sein!
Möge ich Ruhe finden!
Möge ich Heilung finden!
Möge ich liebevoll mit mir sein!

Mir selbst diese heilsamen, hoffnungsvollen und selbst-fürsorglichen, meiner seelischen Genesung dienlichen Entwicklungsaspekte zuzusprechen, ist nicht nur ungewohnt und fühlt sich äußerst seltsam an, sondern es ist auch mit großen inneren Widerständen verbunden. Denn ich bin es aufgrund meiner zahlreichen seelischen Traumata nicht gewohnt und habe es nie gelernt, mir selbst mit solch einer großen Milde und liebevollen Selbstfürsorge, mit Selbst-Mitgefühl, zu begegnen. Stattdessen verleitet mich mein äußerst fragiles und leicht zu erschütterndes Selbstbild immer wieder dazu, streng und unnachgiebig mit mir umzugehen und mich schamvoll und mit schlechtem Gewissen behaftet, als Versager und großen Faulpelz zu betrachten, der aus eigener Schuld im Leben gescheitert ist, weil ich mich nie genügend angestrengt und darum bemüht habe, „etwas aus mir zu machen“. Seit vielen Jahrzehnten lebe ich mit diesem sehr präsenten und quälenden Empfinden des kläglich Versagt Habens. Und bislang haben mich -neben etlichen anderen Aspekten- diese fest verinnerlichten Schuld- und Schamgefühle daran gehindert, meine Stärken und Begabungen genauso deutlich wahrzunehmen, anzuerkennen und sie zu leben.

Schon vor einigen Jahren bin ich während meiner Beschäftigung mit Meditation auch mit der aus der buddhistischen Tradition stammenden, sogenannten „Metta-Meditation“, der „Meditation der liebenden Güte“ in Berührung gekommen. Und schon damals hatte ich das starke Gefühl, hier möglicherweise etwas gefunden zu haben, das mir dabei helfen könnte zu lernen, mich selbst mit anderen, deutlich liebevolleren Augen zu betrachten und auf diese Weise einen „gesünderen“, einen heilsameren Zugang zu mir selbst zu finden. Doch wie so oft in meinem Leben, war auch dieser Impuls nur von kurzer Dauer, weil mein Selbsthass und mein negatives Selbstbild mich daran hinderten, mir selbst etwas derart Gutes und Heilsames zu gönnen und zuzugestehen. Ich war es mir selbst nicht wert und vermochte nicht daran zu glauben, dass auch mir ein deutlich schöneres Leben in Frieden, Harmonie und Leichtigkeit zu führen möglich ist und möglicherweise sogar zusteht.

Diese Möglichkeit für mich überhaupt als mögliche und vor allem realistische Lebensperspektive in Betracht zu ziehen, fällt mir auch jetzt noch ausgesprochen schwer. Und dennoch ist der Wunsch in mir nach Veränderung und Heilung während der letzten überaus schweren und aufwühlenden Monate irgendwie gewachsen und gereift. Ich sehne mich aus ganzem Herzen danach, ein deutlich anderes Leben als bisher zu führen, mit mehr Freude, Leichtigkeit und einer auch für mich deutlich spürbaren, konsistenten Veränderung und Stabilisierung meiner Selbstwahrnehmung und meines Selbstwertes.

Mich jetzt aus diesen Gründen, und entgegen aller inneren Zweifel und Widerstände, auf diese Form der Meditation, mit den von mir auf meine Herzenswünsche hin angepassten Zuschreibungen, einzulassen, sie für mich als neue Gewohnheit zu etablieren: Es ist für mich eine große Herausforderung und Veränderung meiner bisherigen Gewohnheiten. Und ich verlasse damit zumindest einen Teil meiner Komfortzone, ohne zu wissen was genau mich erwartet und ob es mir diesmal gelingen wird, die inneren Hürden zu überwinden. Aber es ist ein erster Schritt!