
Licht und Schatten: Mein Ringen um Sichtbarkeit und Wahrgenommen werden
Schon seit geraumer Zeit mache ich immer wieder die Beobachtung, wie unterschiedlich stark die Resonanz auf meine Gedichte und Texte ist. Während ich für meine Poesie regelmäßig sehr viel Zuspruch bekomme und sogar Dank erfahre, werden meine Blogtexte weitgehend ignoriert. Dies gilt vor allem für diejenigen Texte, in denen ich mich mit meinen seelischen Traumata und ihren Auswirkungen beschäftige. Um ehrlich zu sein: Diese Tatsache macht mir sehr zu schaffen und ruft in mir ziemlich düstere Erinnerungen und Empfindungen wach. Denn das Schweigen das mir nach der Veröffentlichung meiner jüngsten Texte entgegentönt, ist ausgesprochen laut. Und es erinnert mich auf sehr schmerzhafte und aufwühlende Weise an die Zeit meiner Kindheit und Jugend, bis ins Erwachsenenalter hinein, während derer ich mich mit meinen Anliegen, Ängsten und Seelennöten einsam und im Stich gelassen fand, und es wirklich Niemanden gab, dem ich mich damit hätte anvertrauen können. Wahlweise hieß es: „Stell dich nicht so an!„, und: „Du bist egoistisch!“ Oder aber es wurden mir die Echtheit und Relevanz meiner Empfindungen schlichtweg abgesprochen. Diese überaus bitteren und im Wortsinn ent-täuschenden Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich mich innerlich immer mehr zurückzog und verschloss, bis ich ganz verstummte.
Dieses Thema der Sprachlosigkeit zieht sich als roter Faden durch mein gesamtes Leben. Denn irgendwann habe ich ganz damit aufgehört, die mir wirklich wichtigen Anliegen überhaupt in Worte zu fassen und zu adressieren – nicht zuletzt aus Furcht vor Zurückweisung und aus dem Empfinden heraus, dass es ohnehin keinerlei wirkliche Relevanz besitzt, weder für mich noch für Andere. Ich habe es schlichtweg verlernt.
Erst das Schreiben hat es mir ermöglicht, überhaupt wieder Worte und Begriffe dafür zu entdecken, was mich im Innersten beschäftigt und bewegt und für das, was an Themen und Anliegen aus meiner Seele heraus ausgesprochen und gezeigt werden möchte. Umso mehr trifft und verletzt es mich, dass es nun wieder ausgerechnet meine inneren Brüche und seelischen Traumata sind, die auf Schweigen und Desinteresse stoßen; im Gegensatz zu meinen Gedichten, die aufzunehmen offenbar leichter und angenehmer ist, die aber gleichzeitig nur einen Teil dessen widerspiegeln, was mich als Mensch, als Individualität und Schreibender bewegt, ausmacht und auszeichnet. Es ist jedoch weder mein Anliegen noch entspricht es mir, nur Leichtverdauliches und Angenehmes in die Welt zu bringen, denn das bin auch ich nicht. Nein! Ich bin ein Mensch mit biografischen Brüchen, Ängsten, Unsicherheiten, Widersprüchen und tiefen seelischen Narben, die ich nicht länger verbergen mag, und die ich in ihrer Gesamtheit und Vollständigkeit auch künftig in mein Werk einfließen lasse.
So schön und wichtig es auch (nicht nur für mich allein) sein mag, mit meiner Poesie Harmonie, Besinnlichkeit und inneren Frieden, und damit bestärkende, tröstende und heilsame Impulse in die Welt zu bringen: genauso wichtig ist es mir, das Andere nicht länger zu verschweigen oder zu beschönigen und herunterzuspielen. Denn gerade dieses „Sowohl als auch“ macht mich und mein Werk erst vollständig und glaub-würdig!