Meditation als Heilungsweg

Meditation als Heilungsweg

12. Juli 2023 0 Von Eckhard Neuhoff

Warum meditiere ich, und mit welchem Ziel? Was möchte ich mit der Meditation erreichen? Diese Fragen begleiten mich, seitdem ich meditiere. Und immer wieder stelle ich fest, dass mir eine eindeutige und klar umrissene Antwort darauf sehr schwer fällt. Denn jedes Mal, wenn ich mir diese Fragen stelle bemerke ich, dass die eigentliche, meine innerste Intention zu meditieren, sich nur schwer in Worte fassen lässt. Und so scheint es mir, als entzöge sich diese Intention meinem Alltagsbewusstsein, als sei mein „normaler“ Verstand nicht dazu imstande, in diese wohl tief verborgene Region meines Bewusstseins vordringen.

Im Laufe der vergangenen fünf Jahre habe ich mich mit den unterschiedlichsten Formen und Wegen innerhalb der Meditation befasst und ausprobiert. Ich habe mit Mantren experimentiert, mit geführten Meditationen zu den verschiedensten Themen, wie auch mit Atem- und Körpermeditation. Doch jedes Mal habe ich über kurz oder lang sehr deutlich gespürt, dass dies alles nicht wirklich meins ist, nicht zu mir passt und mir nicht gerecht wird. Wenn ich für dieses Empfinden nach einer Erklärung, nach einem Grund suche, so fällt mir dazu ein, dass mir diese Formen der Meditation zu begrenzt und zu kleinteilig erscheinen. Es ist nicht das, wonach ich strebe und suche, ohne bis jetzt ein klares Ziel benennen zu können.

Als ein Mensch mit einem außerordentlich schwerem „Rucksack“ in Form massivster seelischer Traumata, bin ich meinem tagtäglichen Erleben und Empfinden damit konfrontiert, dass ich in meiner Gesamtheit nicht mit mir übereinstimme und ein sehr ambivalentes, nachgerade widersprüchliches Verhältnis zu mir habe. Ich fühle mich nicht vollständig, ohne Wurzeln und ohne klare Ziele in meinem Leben. Und immer wieder habe ich das sehr starke Gefühl, dass in mir die unterschiedlichsten Anteile vorhanden sind, die jedoch nicht miteinander passen und harmonieren wollen. Sie bilden kein Ganzes, sondern existieren in Form von verschwommenen, unscharfen, und bisweilen äußerst schmerzhaften Bruchstücken oder auch Splittern, die sich nicht zusammenfügen lassen. Nicht umsonst ist es mir auch in meiner Poesie deshalb so außerordentlich wichtig, das Streben nach Harmonie, nach innerem Frieden und innerer Ganzheit immer wieder zu betonen und auch durch die äußere Form zum Ausdruck zu bringen.

Vor kurzem ist mir nun dieses wahrhaft sehnsüchtige Streben nach Ganzheit und harmonischer Vollständigkeit auch für meinen Meditationsweg bewusst geworden. Ich möchte lernen, mich als ein in sich stimmiges Ganzes zu spüren, zu erleben und wahrzunehmen. Und, dieses Erleben irgendwann auch dauerhaft in mein Alltagsbewusstsein zu transformieren, als bewusst erlebten Heilungsprozess. Seitdem mir dies bewusst geworden ist, fühlt sich mein bislang eher unkonkreter Meditationsweg mit einem Mal wesentlich stimmiger und konsistenter an. Denn ich spüre immer deutlicher, dass es keiner Mantren oder sonstiger „Techniken“ bedarf, um diesen inneren Zustand, das Empfinden von harmonischem, vollständig stimmigem und bedingungslosem Ganz-Sein in der Meditation zu erreichen. Mein einziger Fixpunkt beim Meditieren ist tatsächlich „nur“ mein Atem, den ich bewusst beobachte. Alles andere geschieht einfach. Und ganz allmählich gelingt es mir auch, ein deutlich wahrnehmbares Empfinden von innerer Ruhe und Gelassenheit gegenüber allem was geschieht und in mir vorgeht, als eine Art innerer „Grundhaltung“ in meinen Alltag zu übertragen.