
Seelische Prozesse, Traumata und Frieden
Frieden in mir!
Seit Weihnachten letzten Jahres begleitet mich das Thema „Frieden“ durchgehend als zentraler Meditationsinhalt. Parallel dazu befasse ich mich, aus einer dringlichen inneren Notwendigkeit heraus, mit wesentlichen Fragen zu meiner Biografie – mit dem Ziel, mir meine inneren Strukturen und Verhaltensweisen, und damit meine seelischen Narben und Wunden, sowie meine damit in Zusammenhang stehenden Handlungen, nach und nach ins Bewusstsein zu holen, um in einem ersten Schritt die darin verborgenen Zusammenhänge, den „roten Faden“, zu erkennen.
Dieses bewusste und willentliche Hineinbegeben in einen so intensiven, mich bisweilen tief erschütternden und äußerst schmerzlichen seelischen Verarbeitungsprozess, ist für mich und meine innere Entwicklung ein immens wichtiger Schritt der Auseinandersetzung mit meinen Schattenthemen: Als da wären starke Schuldgefühle und Ängste, Verzweiflung, Wut, Unsicherheit, sowie Ratlosigkeit in Bezug auf die mich schon so lange begleitende Frage nach dem „Wie“ und „Warum“ meines so Gewordenseins, um nur einige zu nennen. Doch neben dem bloßen Hineinspüren und Wahrnehmen, ist es zeitweilig auch ein äußerst heftiger innerer Kampf zwischen meinen verschiedenen, zum Teil äußerst widersprüchlichen und scheinbar nicht zueinander passen wollenden Seelenanteilen, den ich mit und in mir auszufechten habe.
Ich gehe diesen Weg nicht zuletzt deswegen, weil mich die Vielzahl meiner zum Großteil noch unbewussten seelischen Anteile und Prozesse nicht nur immer wieder an äußerst schmerzliche, innere wie äußere Grenzen geführt und zum Scheitern gebracht – mir das mich lebenslang begleitende Gefühl innerer Zerrissenheit beschert haben, sondern auch deswegen, weil ich etlichen Menschen in meinem Leben durch mein impulsives und von meinen noch unverarbeiteten Traumata geprägtes Handeln immer wieder seelischen Schaden zugefügt habe. Erst kürzlich wurde mir durch die deutliche Rückmeldung eines dieser Menschen dankenswerter Weise bewusst gemacht, dass ich zumindest teilweise auch für die Auswirkungen meines Handelns in der Verantwortung stehe. Ein weiterer sinnstiftender Aspekt dieses Weges ist es, diese so unterschiedlichen und ambivalenten Seelenanteile und Verletzungen endlich befrieden zu können, im Frieden mit ihnen zu leben, und sie vielleicht sogar – zumindest teilweise – vereinen und überwinden zu können.
Angesichts des Facettenreichtums und der Widersprüchlichkeiten meines Seelenlebens und der damit verbundenen Scherkräfte und Aufgaben, bedarf es seines starken und wirksamen Gegengewichtes, um nicht erneut dem Sog von Überforderung, Selbstvorwürfen und den daraus resultierenden Depressionen anheim zu fallen. Daher ist die zeitgleiche intensive Beschäftigung und das bewusste mich Verbinden mit den inneren, den spirituellen Aspekten des Friedens in der Meditation, von so großer Bedeutung für mich. Denn je öfter und je länger ich mir in der Meditation die verschiedenen Qualitäten des inneren Friedens vergegenwärtige, sie wahrnehme, spüre, sie in mir aufnehme und in mir wirken und wachsen lasse, umso besser und gekräftigter kann ich, mit zunehmender innerer Ruhe und Gelassenheit, die vor mir liegenden Aufgaben schrittweise annehmen und angehen. Frieden in mir!