
Traumata und Sprachlosigkeit: Wenn der Geist die Seele heilt
Mein Geist heilt meine Seele!
Das Erleiden und Erfahren seelischer Traumata macht sprachlos. Denn es lassen sich keine passenden, auch nur annähernd stimmigen Worte finden, die das Erlebte angemessen beschreiben können. Womöglich ist es auch so, dass sich der Verstand aus purem Selbstschutz weigert, das Geschehene ins Bewusstsein dringen zu lassen. Zumindest ist dies meine Erfahrung, die mich über Jahrzehnte hinweg begleitet, um nicht zu sagen verfolgt hat.
Wann immer ich für mich die passenden Worte gesucht habe, weil ich verstehen wollte, was genau mir widerfahren ist, kamen mir Begriffe wie „Ausgeliefert sein“, „Hilflosigkeit“, „Angst“, „Scham“ „Schuld“ und „Schwäche“ in den Sinn. Doch es wollte mir nie gelingen, aus diesen Begriffen ein für mich vollständiges und schlüssiges Gesamtbild zu formen. Es waren und blieben blass verschwommene, nicht zu (be)greifende Bruchstücke, zu denen ich keinerlei gefühlsmäßige, innere Verbindung aufzubauen imstande war. Was letztlich dazu geführt hat, dass ich auch zu mir in meiner Gesamtheit selbst keine konsistente und fühlende Verbindung aufnehmen konnte, und mir damit selbst ein unlösbares, mehr oder minder abstraktes Rätsel war und blieb. In der psychiatrischen Diagnostik nennt man dies wohl eine „Identitätsstörung“. Und so ist es nur folgerichtig, dass ich mich selbst für lange Zeit als „gestört“, von mir selbst bis ins Mark meiner Existenz verunsichert und als „nicht richtig“ wahrgenommen und erlebt habe.
Seitdem ich damit begonnen habe, mich in Kontemplation und Meditation zu üben, haben sich meine Selbstwahrnehmung und mein Gefühl für mich als Ganzes allmählich, und manchmal für mich kaum wahrnehmbar, gewandelt – trotz aller Rückschläge und meiner noch immer vorhandenen, wohl grundlegenden Unsicherheit. Denn eine immer wiederkehrende Meditationserfahrung ist, dass es in mir so etwas wie einen „Wesenskern“, eine Art Zentrum geben muss, das von all den seelischen Verletzungen und den damit verbundenen Schäden gänzlich unberührt ist. In diesem Zentrum herrschen tatsächlich Frieden, Ruhe, Harmonie, Verbundenheit, sowie eine unerschütterliche Hoffnung auf Heilung. Und das, obwohl es dort keiner Begriffe und Worte bedarf, sondern es einfach eine Art stille und selbstverständliche, tief verwurzelte Gewissheit ist, die ich in der Meditation sehr deutlich wahrnehmen darf. Danke!