Überwindung von Vertrauensproblemen – Neue Beziehungen knüpfen

Überwindung von Vertrauensproblemen – Neue Beziehungen knüpfen

12. Juli 2024 0 Von Eckhard Neuhoff

Bei bestimmten Themen fällt es mir bisweilen außerordentlich schwer, und benötige ich oftmals einen längeren Zeitraum, sie zunächst nur für mich wirklich zu greifen und die passenden Worte und Begriffe zu finden, um sie zunächst nur für mich, verständlich und klar einzugrenzen und zu verstehen.

Eines dieser Themen, das mich immer wieder aufs Neue sehr beschäftigt und innerlich bewegt, und um das ich nun seit Längerem intensiv „kreise“, ist das Thema „neue Verbindungen eingehen, neue Menschen kennenlernen (wollen) und mich auf sie einlassen„. Dabei geht es im engeren Sinn um mein von seelischen Traumata stark geprägtes Kernthema „Beziehungen und Vertrauen„. Selbst für mich allein fällt es mir sehr schwer und spüre ich einen starken inneren Widerstand, mich diesem Thema bewusst und gezielt zuzuwenden, obwohl ich gleichzeitig bemerke, dass es eines meiner wichtigsten und zentralsten Themen überhaupt ist.

Nicht ohne Grund habe ich es in den letzten Monaten bewusst gemieden, neue Bekanntschaften einzugehen, auch wenn es mir gleichzeitig sehr schwer gefallen ist, und ich häufig wiederkehrend mit einer tiefen Sehnsucht nach Nähe, Begegnung und regelmäßigem intensivem Austausch zu kämpfen habe. Denn gleichzeitig habe ich mich diesbezüglich als sehr gehemmt, ängstlich und stark verunsichert wahrgenommen – nicht zuletzt deshalb, weil mich meine Erfahrungen mit neuen Kontakten und Verbindungen in den letzten Jahren regelmäßig und äußerst schmerzhaft an meine seelischen Grenzen, und manchmal auch weit darüber hinaus gebracht haben, sodass es mich jedes Mal Wochen gekostet hat, mich wiederzufinden und innerlich zur Ruhe zu kommen.

Ich erlebe es zeitweilig sogar als ein seelisches Dilemma und als eine innere Beeinträchtigung, dass Nähe und mich mit anderen Menschen zu verbinden (verbindlich sein), scheinbar untrennbar mit der Erfahrung verknüpft ist, dass seelische, wie auch körperliche Nähe, eben nicht nur schön und erfüllend sind, sondern leider auch immer wieder diffuse Ängste in mir auslösen und mir teilweise sogar als existentiell bedrohlich, als massive Überforderung erscheinen. Also bin ich immer wieder lieber für mich allein, und habe – einmal abgesehen von meinem „großen“ Bruder und einer Selbsthilfegruppe – keinerlei regelmäßige Kontakte zu anderen Menschen, was mich jedoch andereseits auch trauig stimmt.

Es sind aber nicht nur meine alten Ängste und leidvolle Erfahrungen, die mich davon abhalten neue Verbindungen einzugehen. Eine gleichermaßen große Rolle dabei nehmen auch meine Befürchtungen ein, andere Menschen mit meiner Komplexität, meinen Traumata und der daraus folgenden inneren Zerrissenheit zu überfordern, oder sie möglicherweise damit ungewollt zu verletzen, ihnen Schaden zuzufügen. Denn auch das sind leider ganz reale Erfahrungen – auch aus der jüngeren Vergangenheit. Ich habe aus meiner grundlegenden Verunsicherung heraus immer wieder anderen Menschen wehgetan, sie enttäuscht und ihnen ungewollt vermutlich auch seelische Verletzungen zugefügt, indem ich die Verbindung zu ihnen aus meinem Gefühl abgrundtiefer, absolut hilfloser Überforderung heraus nahezu fluchtartig beendet habe – ohne jede weitere Erklärung. Erst im Nachhinein konnte ich verstehen, was genau da eigentlich passiert ist. Und es hat mir jedes Mal unendlich leid und weh getan.

Die Summe dieser Erlebnisse und tiefgreifend nachhaltigen Erfahrungen, hat mich äußerst vorsichtig und skeptisch werden lassen, neue Begegnungen überhaupt zu suchen. Und so stehe ich vor einer weiteren Frage: Bin ich allein, oder sogar einsam? Allein zu sein, bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten, denn ich bin darin geübt und komme damit gut zurecht. Zudem schafft das Empfinden andere Menschen unbedingt zu „brauchen“, ungewollte und ungesunde, emotionale Abhängigkeiten.

Einsamkeit dagegen ist ein beklemmendes und nagendes Gefühl, ein intensives Empfinden von (vermeintlichem) Mangel, gepaart mit schier unbändiger Sehnsucht, das mich immer wieder hat unvorsichtig werden lassen. Es hat mich dazu gebracht, Erfahrungswerte und meine innere Stimme auszublenden und gegen besseres Wissen gegen mein gesundes „Bauchgefühl“ zu handeln. Unreflektierte und ungehemmte Einsamkeit macht es mir unmöglich, gesunde und nachhaltige Beziehungen einzugehen. Und doch kann sie eine positive Triebfeder sein, die eigene Lebenssituation verändern zu wollen, wenn ich mir ihrer bewusst bin, und ich meine Erfahrungen und Belastungen einem neuen Gegenüber offen kommuniziere und mich einer neuen Situation mit aller gebotenen Achtsamkeit und Behutsamkeit nähere.