
Neue Begegnungen zulassen: im Spannungsfeld zwischen Sehnsucht und alten Ängsten
Bei bestimmten Themen fällt es mir bisweilen außerordentlich schwer, und benötige ich oftmals mehrere Tage, sie zunächst nur für mich wirklich zu greifen und die passenden Worte und Begriffe zu finden, um sie zunächst nur für mich allein verständlich und klar umrissen darzustellen.
Eines dieser Themen, das mich aktuell sehr beschäftigt und innerlich bewegt, und um das ich seit Tagen zunehmend intensiv „kreise“, ist das Thema „neue Verbindungen eingehen, neue Menschen kennenlernen (wollen) und mich auf sie einlassen„. Dabei geht es im engeren Sinn um mein von seelischen Traumata stark geprägtes Kernthema „Beziehungen und Vertrauen„. Selbst für mich allein fällt es mir sehr schwer und spüre ich einen starken inneren Widerstand, ein vages Unwohlsein, sogar eine unbestimmte Angst, mich diesem Thema zuzuwenden, obwohl ich gleichzeitig bemerke, dass es eines meiner wichtigsten und zentralsten Themen überhaupt ist.
Nicht ohne Grund habe ich es in den letzten Monaten bewusst gemieden, neue Bekanntschaften einzugehen, auch wenn es mir gleichzeitig sehr schwer gefallen ist, und ich häufig wiederkehrend mit einer tiefen Sehnsucht nach Nähe, Begegnung und regelmäßigem intensivem Austausch zu kämpfen hatte. Denn gleichzeitig habe ich mich diesbezüglich als sehr gehemmt, ängstlich und stark verunsichert wahrgenommen – nicht zuletzt deshalb, weil mich meine Erfahrungen mit neuen Kontakten und Verbindungen in den letzten zwei Jahren regelmäßig und äußerst schmerzhaft an meine seelischen Grenzen, und manchmal auch weit darüber hinaus gebracht haben, sodass es mich jedes Mal Wochen gekostet hat, mich wiederzufinden und innerlich zur Ruhe zu kommen.
Ich erlebe es als ein starkes seelisches Dilemma, dass Nähe und mich mit anderen Menschen zu verbinden (verbindlich sein), für mich scheinbar untrennbar mit der Erfahrung verknüpft ist, dass seelische, wie auch körperliche Nähe nicht nur schön und erfüllend ist, sondern auch diffuse Ängste in mir auslöst und mir teilweise sogar als existentiell bedrohlich, als massive Überforderung, und sogar als Form seelischer Gewalt erscheint. Also bin ich zur Zeit lieber für mich allein und habe -von lediglich zwei mir nahestehenden Menschen (meinem älteren Bruder und einer sehr besonderen, lieben Freundin) einmal abgesehen – keinerlei regelmäßige Kontakte zur Außenwelt.
Es sind aber nicht nur meine alten Ängste und Erfahrungen, die mich davon abhalten neue Verbindungen einzugehen. Eine gleichermaßen große Rolle dabei nehmen auch meine Befürchtungen ein, andere Menschen mit meiner Komplexität und inneren Zerrissenheit zu überfordern, oder sie möglicherweise damit ungewollt zu verletzen, ihnen Schaden zuzufügen. Denn auch das sind leider ganz reale Erfahrungen – auch aus der jüngeren Vergangenheit. Ich habe aus meiner inneren Zerrissenheit und grundlegenden Verunsicherung heraus anderen Menschen wehgetan, sie tief enttäuscht und ihnen seelische Verletzungen zugefügt, indem ich die Verbindung zu ihnen aus meinem Gefühl abgrundtiefer, absolut hilfloser Überforderung heraus fluchtartig beendet habe – ohne jede weitere Erklärung. Erst im Nachhinein konnte ich verstehen, was genau da eigentlich passiert ist. Und es hat mir jedes Mal unendlich leid und weh getan.
Die Summe dieser Erlebnisse und tiefgreifenden Erfahrungen hat mich äußerst vorsichtig und zögerlich werden lassen, neue Begegnungen überhaupt zu suchen und mich darauf einzulassen. Erst jetzt, mit ausreichend Abstand, habe ich neuen Mut gefasst und verspüre den Wunsch, mich mit genügend Vorsicht und Achtsamkeit neuen Begegnungen zu öffnen und wieder Menschen in mein Leben zu lassen. Was daraus wird, wird sich zeigen.